Handwerker werden händeringend gesucht, der Fachkräftemangel wird vor allem auch von SHK-Betrieben beklagt. Die Umsätze in der Branche steigen jedes Jahr stetig an, gleichzeitig schließen immer mehr Handwerksbetriebe. Diese Erkenntnisse haben wir bereits vor etwa einem Jahr in unserem Blogbeitrag „Mut zur Selbständigkeit! Warum es sich jetzt lohnt, einen SHK-Betrieb zu gründen“ mit unseren Lesern geteilt. Seitdem hat sich die Situation kaum geändert. Rein wirtschaftlich gesehen, lohnt sich eine Gründung mehr denn je.
Trotzdem ist der Sprung in die Selbständigkeit immer auch einer ins kalte Wasser: Es fehlt der Komfort und die Sorglosigkeit des Angestelltenverhältnisses. Redensarten wie „selbst und ständig“ sind allen geläufig und viele lassen deshalb lieber die Finger davon. Was beim Sprung in die Selbständigkeit immer hilft, ist es, sich mit anderen Selbständigen auszutauschen. Viele Fragen und Probleme lassen sich so aus der Welt schaffen. Wir haben deshalb mit zwei jungen Handwerkern gesprochen, die unabhängig voneinander den Sprung gewagt haben: Martin Ametsbichler, 35 Jahre alt, und Philipp Mahn, 30 Jahre alt.
Seinen Betrieb Haustechnik Martin Ametsbichler gründet selbiger im Jahr 2021 in seinem bayrischen Heimatort Tuntenhausen. Mit 16 Jahren entscheidet er sich, mit der Ausbildung zum Anlagenmechaniker SHK durchzustarten. Einige Jahre später, in 2020, beginnt er den Installateur- und Heizungsbaumeister in Teilzeit, heiratet zwischenzeitlich und schließt den Meister 2022 erfolgreich ab. Der junge Betrieb hat noch keine Angestellten, aber Ametsbichler hat ein klares Ziel: „Wir wollen wachsen, um von der Planung bis hin zur Ausführung alles in unserem Gewerk anbieten zu können. Aktuell arbeiten wir noch viel mit anderen Firmen und Partnern zusammen.“
Philipp Mahn ist noch nicht so lange dabei: Seinen Betrieb Mahn Servicetechnik gründet er Ende 2023 im bayrischen Thurnau. Auch er möchte sich mit seiner Firma vergrößern, arbeitet aber aktuell noch allein. Mahn ist gelernter Anlagenmechaniker für SHK und Elektriker für Energie- und Gebäudetechnik. Zu seinen Qualifikationen zählt auch der Installateur und Heizungsbaumeister sowie die Ausübungsberechtigung im Elektrohandwerk.
Ametsbichler und Mahn haben den Sprung in die Selbständigkeit gewagt, aller Widrigkeiten zum Trotz. Die Motive sind ähnlich. Bei Mahn steht „das Privileg, Entscheidungen selbst zu treffen,“ im Vordergrund.
„Mit meinem eigenen Betrieb setze ich meine persönliche Vision um, meinen Kunden einen möglichst hohen Nutzen zu bieten und aus bestehenden und neuen Heizungsanlagen das meiste herauszuholen. Die Doppelqualifikation hilft dabei enorm".
Philipp Mahn
„Mein eigener Chef zu sein und zu wissen, dass meine geleistete Arbeit mir selbst finanziell zu Gute kommt, sind meine Motivation für die Selbständigkeit".
Martin Ametsbichler
Die Frage aller Fragen: Wo anfangen? Der erste Schritt ist oft der schwierigste. Die Hürden scheinen unüberwindbar, das Projekt riesengroß. Entsprechend hartnäckig ist der innere Schweinehund. Deshalb haben wir die beiden Gründer nach ihren ersten Schritten gefragt und wo sie sich Hilfe geholt haben.
Mahn erzählt: „Mein erster Schritt zur Selbständigkeit war ein Termin bei der Handwerkskammer. Hier gibt es eine Stelle, die einen ausführlich über die Gründung eines Handwerkbetriebs berät und einem in Sachen Businessplan bis hin zur tatsächlichen Gründung mit Rat und Tat und sehr viel Geduld zur Seite steht.“
Für Ametsbichler war der Gang zum Steuerberater aufschlussreich: „Hier wird entschieden, welche Rechtsform für einen am sinnvollsten ist.“ Ein weiterer wichtiger Punkt, auf den beide eingehen, sind notwendige Versicherungen. Eine Betriebshaftpflichtversicherung muss sein, weitere können sinnvoll sein. Das gilt es mit einem Fachmann zu klären, weil es sich dabei einerseits um laufende Kosten handelt, die im Businessplan berücksichtigt werden müssen und die Versicherungen und Vorsorgen andererseits Entspannung in die Gründung bringen. „Von Vorteil ist auf alle Fälle eine Checkliste und eine Kostenschätzung, hier bekommt man auch Unterstützung vom Steuerberater und der IHK oder HWK,“ empfiehlt Ametsbichler.
Sind alle Kosten transparent und ist eine gewisse Sicherheit im Problemfall gegeben, lebt und arbeitet es sich angenehmer. Wenn für die Gründung der eigenen Firma Geld benötigt wird, ist eine transparente Kostenaufstellung und ein solider Plan notwendig, damit die Bank ihr Risiko einschätzen kann. Neben Bankkrediten gibt es auch verschiedene Gründungshilfen, sei es aus der Industrie von Geräteherstellern oder staatlichen Förderprogrammen, über die man sich schlau machen sollte.
Als junge Gründer wissen die beiden auch über die Vorzüge der Digitalisierung Bescheid: „Eine gute Handwerkersoftware ist ein wichtiger Punkt. Hier sollte man sich mit sämtlichen Anbietern auseinandersetzen, um die passende zu finden,“ rät Mahn.
Wie Eingangs schon angedeutet, ist gerade das Zeitmanagement ein klassisches Problem frisch gebackener Selbständiger. Deshalb ist es in der Selbständigkeit enorm wichtig, diszipliniert zu sein und sich realistische und vor allem gesunde Pläne vorzubereiten und bei Bedarf anzupassen. Die Disziplin ist dabei nicht nur beim Arbeiten notwendig, sondern auch beim Einhalten der eigenen Nicht-Arbeitszeiten, die man für sich geplant hat. Es gibt keine andere Person mehr, die Arbeitszeiten bestimmt, keinen Chef, der über einem steht. Um diese Aufgaben müssen Gründer sich selbst kümmern und auch dafür Sorge tragen, dass die Freizeit nicht zu kurz kommt. Ebenfalls sollte man sich die Arbeitszeiten nicht von Kunden diktieren lassen, die „nur noch schnell“ dies und das brauchen.
Insbesondere die Anfangszeit der Selbständigkeit ist meist von großer Euphorie geprägt – das haben Anfangszeiten so an sich, privat wie beruflich. Dabei schlittert man schnell in eine Überbelastung, die einem meist erst dann auffällt, wenn die Euphorie langsam nachlässt.
Hier gilt: Es ist nie zu spät zur Korrektur. Arbeitszeiten lassen sich anpassen, Preise kann man ändern und Arbeitsprozesse anders lösen.
Die Devise lautet, Verantwortung für die Gesundheit und das Wohlbefinden ihres ersten eigenen Mitarbeiters übernehmen: sich selbst! Auch für Ametsbichler ist das Zeitthema ein Sorgenkind: „Der schwerste Schritt war und ist das Zeitmanagement. Wann schreibe ich Rechnungen, wann Angebote, wann bin ich beim Kunden und wann ist Freizeit. Es war im Angestelltenverhältnis schon nicht leicht von der Arbeit abzuschalten, als Selbständiger ist es noch schwerer. Man glaubt man muss von 7 Uhr bis 17 Uhr arbeiten und danach noch Büro machen, doch so funktioniert das nicht. Es ist nicht gut für sich selbst und auch nicht für die Familie. Ich habe mir angewöhnt, ab 17 Uhr ist Feierabend.“
Darüber hinaus müssen Preise so gestaltet sein, dass auch die Zeit der Büroarbeit abgedeckt ist, dass Krankheitstage und Urlaubszeit mit einkalkuliert sind, ebenso wie die Kundenakquise. Die Büroarbeit mag zwar körperlich weit weniger anstrengend sein als die handwerkliche beim Kunden, aber sie ist immer noch Arbeit, die erledigt werden muss. Wer dafür keinen Raum in der normalen Arbeitszeit einplant, tut sich keinen Gefallen. Auch bei Telefonzeiten sollte man diszipliniert sein und darauf achten, vor und nach gewissen Uhrzeiten nicht mehr verfügbar zu sein. Diese Uhrzeiten kann man gegenüber Kunden mündlich, auf der Website, Visitenkarten und/oder über das Google-Firmenprofil klar kommunizieren und bei Bedarf auch anpassen. Hier gilt: Keine Angst vor Veränderungen haben! Schließlich ist das schwierigste, nämlich der Sprung in die Selbständigkeit, dann schon geschafft. Für Mahn liegt die größte Herausforderung aktuell in der Preiskalkulation: „Die Einschätzung der Ausgaben bzw. die Kalkulation des Stundenlohns und Materialaufschlages, um am Ende des Jahres einen Gewinn zu erwirtschaften, ist gar nicht so einfach. Hier heißt es eisern auf seinem Pfad zu bleiben, damit auch die definierten Ziele erreicht werden können.“
Der eigene Chef sein, Unabhängigkeit und Freiheit sind gute Argumente für eine Selbständigkeit. Allerdings gibt es Branchen und Vorhaben, die sich besser oder schlechter mit einer Selbständigkeit vereinbaren lassen. Wie stehen die Chancen im Bereich Sanitär, Heizung und Klima? Dieser Frage sind wir schon einmal nachgegangen und auch die aktuellen Zahlen belegen, dass die Zeichen weiter auf Umsatzwachstum stehen, während die Zahl der Betriebe nach wie vor schrumpft. Rein objektiv gesehen, lohnt es sich also, eine eigene Firma im SHK-Handwerk zu gründen.
Trotzdem ergibt es keinen Sinn, sich nur von Zahlen leiten zu lassen. Eine Selbständigkeit kann sehr erfüllend und lohnenswert sein, aber bedeutet – vor allem in der Anfangszeit – auch jede Menge Arbeit, die man als Angestellter nicht unbedingt gewohnt ist. Eine gute Selbstdisziplin und die Bereitschaft, sich die ersten Jahre durchzubeißen, sind gefragt. Wer schon weiß, dass diese Notwendigkeiten nicht mit der eigenen Person zusammenpassen, wird sich noch schwerer tun.
Es gibt einige Vorteile, die Philipp Mahn und Martin Ametsbichler in unseren Interviews betonen: Entscheidungsfreiheit, Gestaltungsfreiheit und finanzielle Anreize sind Teil davon. Wer sowieso schon öfter darüber nachgedacht hat, sich selbständig zu machen und nur noch den letzten Schubs benötigt, sollte es probieren. Ändern kann man seine Entscheidung immer, sollte es doch nichts für einen sein.
Trotzdem haben beide anfangs auch Zweifel und Ängste: Sind genügend Aufträge zu erwarten? Kann der bisherige Lebensstandard gehalten werden? Ist es das richtige für meine Familie, die Frau und die Kinder? Werde ich meinen Hauskredit weiterhin bedienen können? Wie entwickelt sich die politische und wirtschaftliche Situation?
Diese Fragen schwirren beiden im Kopf herum und verunsichern. Ametsbichler hat sich deshalb erst einmal ein Nebengewerbe aufgebaut, um die Luft der Selbständigkeit zu schnuppern. „Damit hatte ich den Vorteil, schon einmal wahrgenommen zu werden und einen Kundenstamm aufzubauen,“ erzählt er. Auch Mahn hat Tipps parat: „Gespräche mit ehemaligen Kollegen, Familie und Freunden waren hilfreich. Sie haben mir gut zugesprochen und mich in meinem Vorhaben bestärkt. Außerdem hilft es enorm, sich der eigenen Fähigkeiten bewusst zu machen.“
Neben allem Ernst wollten wir von den beiden abschließend wissen, welches ihre Highlights aus der Selbständigkeit sind und welche Tipps sie angehenden selbständigen SHKlern mit auf den Weg geben wollen. Für Ametsbichler sind es das positive Feedback von Kunden und Partnern sowie der Rückhalt seiner Frau. „Dieser Rückhalt und die Bestätigung machen mir klar, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe und alles richtig mache“, erklärt er. Seine fünf Tipps:
Manchmal muss man sich einfach trauen.
Sucht euch einen guten Steuerberater, der ist sein Geld wert.
Macht das, was ihr macht, gerne.
Weiterbildung, man lernt nie aus. Bleibt auf dem Stand der Technik und denkt schon einen Schritt weiter.
Sucht euch Partner, Kontakte und baut euch vor der Selbständigkeit schon ein Netzwerk auf.
Für Mahn waren die Anschaffungen seines Firmenautos und der Arbeitskleidung mit eigenem Logo besondere Highlights. „Als ich vor dem VW-Bus stand, wurde mir alles klar und ich wusste: jetzt geht’s los!“ Seine fünf Tipps für angehende Selbständige:
Viele Weiterbildungen um immer auf dem aktuellsten Stand zu bleiben.
Ausarbeitung eines Konzeptes, wofür das geplante Unternehmen steht und welche Nische gegebenenfalls bedient werden soll.
Ausführliche Beratung und Vorbereitung in Zusammenarbeit mit der HWK.
Die gut überlegte Auswahl einer passenden Handwerker-Software.
Viel Zeit für die Beratung mit Versicherungsvertreter und Bank einplanen.
Gemeinsam. Neues. Schaffen
Wir von Testo stehen beim Schritt in die SHK-Unabhängigkeit an Ihrer Seite mit Beratung, Service und Erstausstattung
Unterstützung für Existenzgründer
Mut zur Selbstständigkeit!
Warum es sich jetzt lohnt, einen SHK-Betrieb zu gründen.
Handwerksbetrieb gründen
Wir bedanken uns herzlich bei Martin Ametsbichler und Philipp Mahn für die Interviews, die wir im Frühjahr 2024 geführt haben. Die beiden selbständigen SHKler haben ein Existenzgründerpaket von Testo in Anspruch genommen, bei dem wir Neugründer im Bereich SHK zum Thema Geräte-Erstausstattung kompetent beraten und einen exklusiven Rabatt gewähren. Darüber hinaus gibt es ein umfangreiches E-Learning-Angebot sowie die Möglichkeit der Ratenzahlung und des Leasings. Dass sich die beiden bei der Gründung jeweils für Testo-Geräte entschieden haben, kommentieren sie so:
„Ich arbeite seit meiner Lehre im Jahr 2009 mit Testo-Geräten, deshalb fiel mir die Entscheidung nicht schwer. Ich bin schon lange sehr zufrieden mit der Verarbeitung und Qualität von Testo und würde mich immer wieder für diesen Hersteller entscheiden,“ sagt Mahn.
„Testo ist für mich schon immer ein Begriff und namhafter Hersteller mit bester Qualität, das war auch ein Grund, warum ich mich für das Abgasanalyse-Messgerät testo 300 entschieden habe. Super waren die Beratung und die Anwesenheit. Ich habe das Gerät bestellt und 14 Stunden später war es vor meiner Haustüre und ich konnte sofort intuitiv damit arbeiten,“ erklärt Ametsbichler.