Die Dokumentationspflicht hat sich in der Klima- und Lüftungstechnik neben Planung und Anlagenbau zu einer zeitraubenden Zusatzbeschäftigung entwickelt. So ist die vorgeschriebene Aufzeichnung wichtiger Betriebsdaten schon bei der Anlagenübergabe Pflicht und taucht bei energetischen Inspektionen weitere Male auf. Zur Datenerfassung, Speicherung und Auswertung werden dafür digitale Klimamessgeräte zu immer wichtigeren Begleitern des Anlagenbaus.
Schon bei der Inbetriebnahme und Übergabe einer raumlufttechnischen Anlage wird Messen und Dokumentieren erstmals zur Pflicht eines jeden Auftragnehmers. So beschreibt es die europäische Norm EN 12599 „Lüftung von Gebäuden – Prüf- und Messverfahren für die Übergabe raumlufttechnischer Anlagen“. Darin finden sich die Grundlagen und weitere Informationen, welche Prüfungen, Messungen und Berichte bei einer Abnahme zur Feststellung der Anlagenqualität vorgeschrieben sind. Außer Vollständigkeits- und Funktionsprüfungen geht es dabei auch um Funktionsmessungen. So muss auf statistischer Grundlage messtechnisch überprüft und dokumentiert werden, ob eine Anlage die in der Planung vorgeschriebenen Werte auch wirklich erreicht. Gemeint sind beispielsweise Volumenstrommessungen, Aufzeichnungen der Ventilatorkenndaten, die Messung von Feuchtewerten oder Lufttemperaturen sowie auch die Raumluftgeschwindigkeiten. Denn Funktionsmessungen beziehen sich nicht nur auf die in einer RLT-Anlage eingebauten Komponenten, sondern auch auf die versorgten Räume. Falls beim Auftraggeber dabei Zweifel an der Qualität von Teilen der Anlage aufkommen, können zusätzliche Sondermessungen fällig werden.
Das testo 480 erlaubt die Messung klimarelevanter Parameter mit nur einem Gerät. Die integrierten und geführten Messmenüs machen eine RLT-Netzmessung entsprechend EN 12599 möglich. Nach der Durchführung können normgerechte Protokolle in der Software EasyClimate schnell und professionell erstellt werden. Auch die Möglichkeit, Daten in Excel zu exportieren besteht bei diesem Gerät.
Sind schlussendlich alle Punkte der Prüfung abgearbeitet, muss zur Übergabe ein kompletter Abnahmebericht erstellt werden. Hat der Anlagenbauer dafür bereits alle Messdaten der Funktions- und Sondermessungen mit einem digitalen Klimamessgerät aufgezeichnet, wird ein solcher Bericht beinahe zum Kinderspiel.
Dann folgen Jahre des Betriebs einer RLT-Anlage – und damit tritt auch die Betreiberpflicht zur Durchführung und Dokumentation energetischer Inspektionen ein. So steht es seit 2007 in der damals verabschiedeten Neufassung der Energieeinsparverordnung (EnEV). Im §12 ist darin Folgendes zu lesen: „Betreiber von in Gebäuden eingebauten Klimaanlagen mit einer Nennleistung für den Kältebedarf von mehr als 12 kW haben innerhalb von vorgegebenen Fristen energetische Inspektionen dieser Anlagen durch berechtigte Personen durchführen zu lassen. Zusätzlich ist die Inspektion erstmals im zehnten Jahr nach der Inbetriebnahme oder der Erneuerung wesentlicher Bauteile der Klimaanlage, wie Wärmeübertrager, Ventilator oder Kältemaschine, durchzuführen.“ In der Praxis bedeutet das: Betreiber von RLT-Anlagen mit Kühlfunktion haben die Verpflichtung, ihre Systeme in Abständen von 10 Jahren auf deren energetischen Zustand hin prüfen zu lassen. Und weil dies vor rund 10 Jahren in die EnEV aufgenommen wurde, werden 2018 die ersten Anlagen prüfpflichtig. Einen Hinweis darauf sollte vom zuständigen Wartungs- und Servicepartner oder vom Lüftungsanlagenbauer umgehend an betroffene Betreiber gegeben werden.
Abbildung: Elemente für einen energieeffizienten Gebäudebetrieb nach EnEv – Auszug aus der DIN SPEC 15240
Als Werkzeug für die Durchführung einer energetischen Inspektion erhielt der dafür zuständige Fachmann Ende 2013 mit der Norm DIN SPEC 15240 „Lüftung von Gebäuden. Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden – Energetische Inspektion von Klimaanlagen“ einen wichtigen Standard an die Hand. Diese Norm hat sich seither mit ihren vielen Checklisten und To-dos als technische und organisatorische Grundlage für eine energetische Inspektion in der Praxis bestens bewährt. Sie wird auch für alle prüfpflichtigen Klimaanlagen in öffentlichen Gebäuden empfohlen.
Bei einer energetischen Inspektion geht es besonders um die qualitative und quantitative Beurteilung der gesamten Klimaanlage, des Gebäudes und seiner realen Nutzung. Dafür müssen Daten erhoben und auch Werte gemessen und aufgezeichnet werden, wie zum Beispiel sämtliche Raum- und Klimaparameter, Luftvolumenströme, Temperaturen, Feuchten, oder Stromverbräuche der Ventilatoren und noch vieles mehr. Das neue testo 440 erlaubt, diese Messungen mit Hilfe der integrierten Messmenüs und den passenden Sonden einfach und schnell vorzunehmen. Die jeweilige Messung wird gespeichert und es besteht die Möglichkeit, eine csv Datei über einen PC zu exportieren. Diese kann vom Nutzer direkt verwendet oder auch weiterverarbeitet werden.
Information zu einer Langzeit-Messung
Anwendung: | Langzeitmessung | |
Datum/Uhrzeit: | 30.01.2018 | 14:31:03 |
Intervall: | 1 Sek. | |
Messpunkte: | 16 | |
Startzeitpunkt: | 30.01.2018 | 14:30:43 |
Endzeitpunkt: | 30.01.2018 | 14:30:59 |
Messdauer: | 00:16 | |
Umgebungsdruck: | 1013 hPa |
Geräte- und Fühlerinformation
Gerätebezeichnung: | testo 440 dP |
Seriennummer Messgerät: | 81211590 |
Firmware Version: | 0.13.1208 |
Fühler: | -------- |
Seriennummer Fühler: | 49300301 |
Messdaten
%rf [301] | °C [301] | |||
Mean | 41,9 | 23,3 | ||
Max | 50,6 | 23,4 | ||
Min | 39,4 | 23,3 | ||
Messpunkte | Datum | Uhrzeit | %rf [301] | °C [301] |
1 | 30.01.2018 | 14:30:43 | 39,7 | 23,3 |
2 | 30.01.2018 | 14:30:44 | 39,7 | 23,3 |
3 | 30.01.2018 | 14:30:45 | 39,7 | 23,3 |
4 | 30.01.2018 | 14:30:46 | 39,6 | 23,3 |
5 | 30.01.2018 | 14:30:47 | 39,6 | 23,3 |
6 | 30.01.2018 | 14:30:48 | 39,6 | 23,3 |
7 | 30.01.2018 | 14:30:49 | 39,6 | 23,3 |
8 | 30.01.2018 | 14:30:50 | 39,6 | 23,3 |
9 | 30.01.2018 | 14:30:51 | 39,4 | 23,3 |
10 | 30.01.2018 | 14:30:52 | 39,4 | 23,3 |
11 | 30.01.2018 | 14:30:53 | 39,4 | 23,3 |
12 | 30.01.2018 | 14:30:54 | 39,7 | 23,4 |
13 | 30.01.2018 | 14:30:55 | 46,1 | 23,4 |
14 | 30.01.2018 | 14:30:56 | 48,8 | 23,4 |
15 | 30.01.2018 | 14:30:57 | 50,6 | 23,4 |
16 | 30.01.2018 | 14:30:58 | 50,1 | 23,4 |
Beispiel für eine Temperatur- und Feuchtemessung mit dem Klimamessgerät testo 440
Letztendlich erwartet der Auftraggeber einen Inspektionsbericht, der eine gesamtheitliche Bewertung vornimmt. Darin aufgelistet sind Maßnahmen und Empfehlungen zur Verbesserung der energetischen Effizienz der Anlage und Komponenten. Außerdem sollte der Auftraggeber Hinweise bekommen, ob die Umsetzung der Empfehlungen eine mittel- bis langfristig effiziente Betriebsweise ermöglicht, oder ob vielleicht Änderungen bis hin zu einem neuen Klimasystem die sinnvollere Variante sein können. Alle beschriebenen Aufgaben einer energetischen Inspektion führt der beauftragte Servicetechniker durch. Mit der digitalen Dokumentation endet seine Arbeit. Die Umsetzung seiner Ergebnisse bleibt jedem Betreiber selbst überlassen. Tatsächlich macht es, die vorgeschlagenen Einsparmaßnamen auch anzugehen.
Sei es nun für die Neuanlagenübergabe, oder im Rahmen der vorgeschriebenen energetischen Inspektion einer RLT-Anlage, immer fallen Unmengen an Daten an, deren Dokumentation nicht mehr von Hand, sondern am sinnvollsten digital bewältigt werden. So war die digitale Verarbeitung von Messdaten über eine Bluetooth-Schnittstelle der erste Digitalisierungsschritt. Mit einer neuen Reihe smarter Messgeräte macht Testo jetzt auch das Smartphone zum Werkzeug des digitalen Arbeitsalltags. Das Besondere daran: Die Messgeräte werden messortunabhängig über das Smartphone gesteuert. Damit können Aufzeichnungen und Auswertungen an RLT-Geräten für Übergabeberichte oder Inspektionsprotokolle zu jeder Zeit und von jedem beliebigen Ort aus angefertigt werden. Dabei bietet die eigens dafür konzipierte Smart App anwendungsspezifische Menüs. Die Messdaten werden übersichtlich als Messwerttabelle oder Grafik dargestellt und können direkt auf dem Smartphone abgelesen, getauscht, gelöscht und hinzugefügt werden. Abschließend lässt sich das Messdaten-Protokoll als PDF oder Excel-Datei direkt per Mail vor Ort versenden.
Auf diese Weise wird die Dokumentationspflicht in der Klimatechnik bei der RLT-Anlagenübergabe und bei einer energetischen Inspektion nicht mehr zu einem ‚Zeitdieb‘, sondern zum reinen Vergnügen!
14. Juni 2018
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